Der Jugendhof Genfeld ist eine vom Landschaftsverband Rheinland anerkannte Einrichtung der Jugendhilfe. Träger ist die Arbeitsgemeinschaft Jugend- und Familienhilfe – Jugendhof Genfeld.
Die Leitung des Hofes hat Frau Elke Pfeiffer-Sevenich.
Pate für das Heimkonzept stand das alte Erscheinungs- und Funktionsbild der bäuerlichen Großfamilie auf dem Hof: Vater und Mutter mit den Kindern bilden den Kern, nahe Verwandte, (Onkel Tante usw.) leben teilweise mit auf dem Hof oder stoßen zum täglichen miteinander Leben und Arbeiten hinzu. Beim Jugendhof spielen die Erzieherinnen und Helfer diese Rolle.
Auf diese Weise haben die Kinder, die im Jugendhof Genfeld leben einen Kern von Kernbezugspersonen (Elke Pfeiffer-Sevenich) und müssen sich nicht durch den Schichtdienst bedingt, immer wieder auf neue Bezugspersonen umstellen. Die ErzieherInnen arbeiten überwiegend im Tagesdienst, jede/r hat darüber hinaus noch feste Bezugskinder.
Die Pferde, genauer gesagt fünf Dølepferde (kleine, norwegische Kaltblüter) und ein Pony, haben auf dem Jugendhof Genfeld ihre Aufgaben:
Der Hof beeinflusst mit seiner Struktur, seinem Ambiente, den Möglichkeiten, der Notwendigkeit zur Übernahme von Verantwortung für das gemeinsame Leben und seinem durch den pflegerischen Zeitplan bedingten Tagesrhythmus den Lebensstil der in ihm wohnenden Menschen.
Auf Wunsch des Kindes besteht die Möglichkeit der Übernahme von Verantwortung für ein „eigenes“ Pferd, seine Fütterung und Pflege. Reiten oder Kutsche fahren lernen sind ebenfalls möglich. Unsere sechs Pferde sind Jugendhilfe-erfahren, umgänglich, menschenbezogen und geeignet für Kinder und Jugendliche, die nicht viel Ahnung im Umgang mit Pferden besitzen.
Das sind die Faktoren, die das Leben hier im Jugendhof wesentlich beeinflussen. Die jungen Menschen können hier Angenommen-Sein erfahren und in geschützter Umgebung Leben in Gemeinschaft, sowohl in familienähnlicher als auch in größeren Gemeinschaften einüben.
Das Dorf Genfeld und seine Einwohner leisten ihren Betrag in der Form, dass sich die Bewohner des Jugendhofes in ihrer problematischen Situation eine Auszeit nehmen, sich unter Begleitung engagierter Pädagogen für sich und ihr künftiges Leben neu orientieren und zukunftsorientiert entwickeln können. Die Bewohner des Jugendhofes sind nicht „die vom Heim“, sondern voll integriert in das Dorfleben und Dorfgeschehen. Beim Setzen des Maibaums und anderen Dorfaktivitäten z.B. sind unsere Bewohner voll integriert in die Jugend des Dorfes und machen selbstverständlich mit.
Bedingt durch die Konfliktsituationen, aus denen heraus die Kinder zum Jugendhof Genfeld kommen, haben sie oft schulische Defizite. Enge Kooperation mit den Schulen unserer Kinder und intensive Förderung während der zweistündigen Übungszeit an jedem Nachmittag der Woche, schaffen die Möglichkeit schulischer Weiterentwicklung unserer Kinder durch die Betreuer. Bewerbertraining, ein kleines Netzwerk von Handwerksbetrieben für freiwillige Praktika und 50 bis zu 200 Bewerbungen sind Standard in der Vorbereitung auf die Ausbildung und den späteren Beruf.
Wichtig sind das Erlernen von Fähigkeiten und das Einüben von Haltungen und Standpunkten, die für das spätere Leben der Kinder und Jugendlichen nach der Jugendhilfe notwendig sind: Es ist uns wichtig, gerade die sozialen Handicaps mit ihnen gemeinsam zu bearbeiten und wenn möglich zu überwinden.
Ausgehend von der Lebenswelt des Kindes, aus der es kommt, versuchen die Pädagogen dem Kind Hilfestellungen anzubieten, die es stärken, und ihm die Entwicklung ermöglichen, in seinem Herkunftssystem besser zurechtzukommen und dort auch seine Interessen einzubringen.
Wir versuchen mit und für die Kinder ein positives Lebensumfeld zu gestalten. Sie sollen erfahren, dass positive Erlebnisse eigen gestaltbar sind. Das Positive wird all dem Negativen entgegengestellt, das die Kinder aus ihrer Vergangenheit mitbringen. Zu den positiven und schönen Erfahrungen können u. a. gehören:
– Die positive Grundannahme der eigenen Person durch die Betreuer und die Bewohner Genfelds
Wenn die Bewohner in den Jugendhof kommen, haben sie häufig unzuverlässige, unsichere Lebenssituationen erlebt.
Dem entgegen setzen die Mitarbeiter des Jugendhofes ein für jeden Bewohner individuell angepasstes Maß an Struktur und Hilfestellung, das dem Kind oder Jugendlichen Halt, Sicherheit und Festigkeit – Werte, die er bisher manchmal vermisst hat – bietet. Diese Struktur, gepaart mit verlässlichem und kalkulierbarem Verhalten der Erwachsenen (Pädagogen) können dem Bewohner Stütze und Orientierungsrahmen bieten.
Die Arbeitsgemeinschaft Jugend- und Familienhilfe kommt gleichwertig aus der Heimerziehung und der sozialpädagogischen Familienhilfe heraus. Dieser Ursprung und die Möglichkeit, aufgrund der vorhandenen personellen und fachlichen Ressourcen die Arbeit auch interdisziplinär zu gestalten,machen einen individuellen und nahe am Bedarf des Kindes orientierten Arbeitsansatz möglich.
Unser Bestreben ist es, im Einzelfall Angebote so zu entwickeln, dass sie für das Kind oder den Jugendlichen optimal greifen: In der Vergangenheit sind auch so Angebotsformen zustande gekommen, die Mischformen der traditionellen Angebote der Jugendhilfe, manchmal ergänzt durch neue Elemente, beinhalteten.
Die intensive Betreuung in unserem Regelangebot, der im Tagessatz inbegriffene Einsatz der Pferde, und des übrigen, über den Standard hinausgehende Settings, sollten nach Möglichkeit Kindern und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden, bei denen ein entsprechendes Potenzial und entwickelbare Ressourcen für die Entwicklung eines positiven Lebensansatzes vermutet werden können.